Für diesen Blogbeitrag habe ich mich auf eine ganz besondere Reise begeben!
Erschöpft wische ich mir die Schweißtröpfchen von der Stirn. Die Hitze dieses Planeten scheint mich geradezu zu erschlagen. Was ein Glück, dass ich zumindest diesen störrischen Raumanzug losgeworden bin, den ich benötigt habe, um mich von der Erde nach Siria beamen zu lassen, denn der hätte mir voll und ganz die Luft abgestellt.
Bevor ich auf das kugelförmige, silberne Haus zumarschiere, blicke ich noch einmal interessiert um mich. Das Farbenspiel der sirianischen Natur ist einfach überwältigend. Rote Wiesen, violette Wälder und ein grüner Himmel. Vollkommen unglaublich!
Tja, hier befinde ich mich nun. Ich, Beate, eine leidenschaftliche Buchbloggerin, die endlich die Möglichkeit bekommt, einen ihrer Lieblingscharaktere kennenzulernen. Und ihr werdet es nicht glauben, dafür habe ich mich sogar auf einen fremden Planeten beamen lassen.
Ich bin noch nicht richtig an dem Haus angelangt, als eine eingelassene Tür wie ferngesteuert zur Seite fährt.
Und dann steht er vor mir!
Derjenige, der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, seit ich seine Geschichte gelesen habe: Melvin – ein Droide der C Klasse. Ein Wunderwerk der modernen Technik, das dank seines durchgeknallten Schöpfers anscheinend zu Gefühlen in der Lage ist.
Mit einem kaum vernehmbaren, klappernden Geräusch kommt er auf mich zu und streckt mir seine stählerne Hand entgegen, nach der ich ein wenig zögerlich greife. Sein metallischer Schädel glänzt in den Strahlen der beiden roten Sonnen.
„Hallo Melvin“, begrüße ich ihn.
Er blickt mich eine Zeit lang wortlos an. „Beate“, flüsterte er dann, mit beinahe ehrfurchtsvollem Unterton, während er immer noch meine Hand festhält. „Ich freu mich ja so, dass du da da bist.“
„Du freust dich?“
„Klar doch. Mir fliegt glatt ne Schraube aus dem Gehäuse, wenn ich mir überlege, dass du den ganzen weiten Weg auf dich genommen hast, nur um mich kennenzulernen. Setz dich doch.“
Er lässt meine Hand los und weist auf einen kleinen Tisch und zwei Bänke, die vor dem Haus stehen. Ich sinke auf eine der Bänke und rieche den penetranten Eukalyptusduft des Tees, den Melvin fürsorglich bereitgestellt hat. Wie süß von ihm.
„Nun ja, Melvin, so etwas wie dich gibt es nicht alle Tage, und schon gar nicht auf der Erde. Aber ich meinte, wie ist es eigentlich möglich, dass du dich freuen kannst?“
Er zuckt leicht mit den blechernen Schultern. „Tja, trotz meines Gehirns von der Kapazität eines eurer Großrechner, habe ich bisher nicht herausgefunden, wie genau das funktioniert. Mein Erbauer, Simon, ist ein wahres Technikgenie. Auf irgendeine Art und Weise hat er es geschafft, mir Gefühle einzuprogrammieren.“ Leise knirschend rutscht er auf den Stuhl mir gegenüber.
„Verstehe, und ist das nur bei dir so?“
Melvin schüttelt den Kopf. „Nein, Simon hat alle Roboter auf Siria so programmiert. Aber anscheinend wirkt sich das bei jedem von uns anders aus. Ha, mir geht es da noch gut. Ein Kollege von mir ist völlig depressiv. Der ist jeden Tag kurz vor dem Verrosten vor lauter Rumgeheule.“
Ich nicke. „Und deshalb also konntest du dich in Jana verlieben?“
Melvin lehnt sich ein wenig zurück und blickt gen Himmel. „Ohhh, Jana! Was für eine tolle Frau!“, haucht er. Ein paar Sekunden lang scheint er sich seinen Tagträumen hinzugeben, dann fällt ihm meine Anwesenheit anscheinend wieder ein und er blickt mich mit seinen rot leuchtenden Augen direkt an. „Aber vergessen wir das, du bist schließlich auch nicht ohne. Gehst du dir mal mit mir ein Kännchen Öl teilen?“
Völlig überrumpelt schlucke ich vernehmlich. „Melvin … bitte!“
„Was? Du hast Lichtjahre für mich überwunden, ich finde das soooo romantisch!“
„Ja, aber … nein. Doch nur um dich zu interviewen!“
Melvin winkt lässig ab. „Schon klar. Aber doch nur, weil du mich unwahrscheinlich süß und unwiderstehlich findest, seit du „Sei mein Stern“ gelesen hast. Gib’s zu.“
„Ja, schon“, winde ich mich ein wenig. „Aber ich bin doch verheiratet. Ich …“
„Keine Sorge, von mir wird keine Menschenseele etwas erfahren“, fällt er mir ins Wort.
Ich schüttelte vehement den Kopf. Hach, so hatte ich mir das Interview irgendwie nicht vorgestellt. „Nein, ich wollte damit sagen, ich bin eine erfolgreiche und ernsthafte Bloggerin auf der Erde, und ich will lediglich deine Schöpferin unterstützen.“
Melvin sackt ein wenig in sich zusammen. „Ohhhhh, und ich dachte es geht um mich? Na ja, versteh mich nicht falsch, Amanda Frost ist natürlich auch eine Wahnsinnsbraut. Aber ich glaube, ihr Mann sieht es nicht gerne, wenn ich mich ihr nähere.“
Irritiert runzle ich die Stirn. „Sag mal, dreht sich alles in deinem Leben nur um Frauen?“
Melvin hebt abwehrend eine seiner Metallhände. „Nein, nein, nur bei so tollen Frauen wie dir, Jana oder Amanda schmoren mir ab und zu die Schaltkreise durch. Grundsätzlich bin ich für andere Sachen zuständig: putzen, aufräumen, Besorgungen machen und auf diese nervigen Mondbärchen aufpassen.“
„Nervig, von wegen. Ich liebe sie. Selten etwas so Süßes kennengelernt.“
Melvin blickt zu Boden. „Ja, das sehe ich, Castor liegt dir schon die ganze Zeit zu Füßen und wechselt andauernd die Farbe. Anscheinend mag er dich.“
Irritiert blicke nun auch ich nach unten. Tatsächlich! Ein Mondbär! Ich kann es kaum glauben. Vorsichtig kraule ich Castor sanft im Nacken, sofort wird sein Fell eine Nuance heller. „Die Kleinen sind der absolute Renner bei Amandas Lesern, natürlich genau wie du.“
„Puh, da bin ich aber froh. Ich hatte schon Angst, mich mag keiner. Ach übrigens, könntest du bitte aufhören, die Essenspillen zu zerkrümeln, die ich extra für dich bereitgelegt habe. Sonst muss ich nur wieder alles saubermachen. Ja ja, es achtet eben doch niemand auf die Gefühle eines Roboters.“
Verwundert beäuge ich die kleinen weißen Tabletten, die neben der Teetasse liegen. „Oh, entschuldige, bitte. Ich hielt das für Süßstoff. Dass die Leute hier so etwas essen, werde ich wohl nie verstehen. Herrje, mir wird gerade ein wenig schwindelig.“
Sofort springt Melvin auf. „Ach du lieber Kurzschluss, wir hätten bei diesen warmen Temperaturen nicht draußen sitzen sollen. Das bist du nicht gewöhnt. Lass mich dich ins Haus tragen.“
Und bevor ich noch heftigen Widerstand einlegen kann, hat Melvin mich schon unter Armen und Beinen gepackt und hochgehoben. „Ahhhhh, huch Melvin! Wow, du bist aber stark.“
„Beate du bist leicht wie eine Feder, ich könnte dich um den ganzen Planeten tragen.“
„Das ist zwar sehr lieb von dir, aber du solltest mich jetzt wieder absetzten. Leider muss ich zur Erde zurück.“
Er gehorcht aufs Wort. Sanft stellt er mich auf den Füßen ab. „Wie schade, du bist doch eben erst angekommen. Ich könnte noch stundenlang mit dir reden. Aber gut, dann bringe ich dich wieder ins Regierungsgebäude, damit du zurückgebeamt werden kannst. Aber nur, wenn du versprichst, mich mal wieder zu besuchen!“
Ich strahle. „Natürlich, das tue ich ganz bestimmt. Und wenn du brav bist, stell ich dich bei der nächsten Gelegenheit meiner Küchenmaschine vor, hihi!“
© Amanda Frost
Na? Was sagt ihr zu meinem Ausflug nach Siria? Und zu Melvin? Meinem heimlichen Lieblingsprotagonisten!
In meinem Beitrag sind 11 rote Buchstaben versteckt. Habt ihr sie alle gefunden? Gut! Dann geht es morgen bei Manu’s Tintenkleckse weiter. Am Ende der Tour verraten wir euch dann auch wie ihr euren Lösungssatz einreichen könnt.
Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit unserer Tour und natürlich viel Glück!